Kampfplatz Kirchenpresse. Zensurmaßnahmen an kirchlicher Publizistik in der DDR

Autor/innen

  • Marlis Mühlegger-Reisenauer
  • Tabea Böcking

Schlagworte:

Kommunikation, Medien, Presse, Zensur, Kirchenzeitung, Vorzensur, SED, DDR

Abstract

Der Partei- und Staatsführung der DDR lag besonders viel an einer gezielten Medienkontrolle, um das Meinungsmonopol der SED sicherzustellen. Die kirchliche Publizistik nahm dabei im Pressesystem der DDR eine Sonderrolle ein. Die Kirchenzeitungen, die nur teilweise in das System der Medienlenkung eingebunden waren, unterlagen als die einzigen Medien in der DDR der Vorzensur. Als sich die evangelischen Kirchen der DDR in den 1980er Jahren zunehmend gesellschaftlich relevanten Themen zuwandten, fand dies auch in der evangelischen Presse seinen Niederschlag. Als Tiefpunkt des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche gilt das Jahr 1988, in dem es zu den meisten Zensureingriffen an allen fünf evangelischen Kirchenzeitungen kam. An der auflagenstärksten und überregionalen evangelischen Wochenzeitung "Die Kirche" werden mit Hilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse Art und Ausmaß der inhaltlichen Zensurmaßnahmen untersucht. Es zeigt sich, dass die Zensurmaßnahmen sehr differenziert durchgeführt wurden. Sie konzentrieren sich besonders auf Beiträge zu innenpolitischen Themen und auf Aussagen kirchlicher Amtsträger, die eine überregionale kirchliche Öffentlichkeit ansprachen. Zusammen mit den bestehenden strukturellen Zensurmaßnahmen weist dies auf eine gezielte Zensurpolitik hin, die die den Kirchenzeitungen noch verbliebenen Freiheiten unter Kontrolle zu bekommen versuchte.

 

English

Marlies Mühlegger-Reisenauer/Tabea Böcking: Battlefield Church Press. Control of Church Newspapers in the GOR

To ensure their monopoly of speech, the govemment of the GDR was very interested in a purposeful control of the mass media. The church joumalism had a special status within the press system of the GDR. As being only partly integrated in the system of media control the church newspapers were subject of a previous press censorship. When the protestant churches of the GDR increasingly began to turn their attention to social relevant issues during the 1980s, this also became manifest in the protestant press. The relation between govemment and church reached an all-time low in 1988. During this year the most articles of the five protestant church newspapers fell victim to the censors. In this article the way and  extent of content censorship of "Die Kirche", a national protestant weekly newspaper with the highest circulation of protestant church newspapers, is analysed by a content analysis. The results show that the censorship was very sophisticated. They were especially concemced with articles containing domestic political issues and statements of church persans who adressed their statementstoanational church public. Taking also into account the existing structural censorship this points to a special policy of censorship that tried to get control over the freedom the church newspapers still had at that point of time.

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Ausgabe

Rubrik

Communicatio Socialis 1968-2013