Schuldeingeständnis ohne Hoffnung auf Vergebung? Zu einer neuen Form öffentlicher Rituale

Autor/innen

  • Eberhard Shcockenhoff

Schlagworte:

Medien, Kommunikation, Schuld, Beichte, Vergebung, Öffentlichkeit, Rituale

Abstract

Das Schuldbekenntnis, das einst in der Beichte seinen festen Platz hatte, ist mit deren Rückgang im religiösen Alltagsleben keineswegs aus der Mode gekommen. Im Gegenteil: Als öffentliche Selbstanklage erlebt es in der säkularen Gesellschaft ein unverhofftes Comeback. Zwar gibt es durchaus Anzeichen für eine Krise des Sündenbewusstseins und eine verbreitete Schuldverdrängung. Der oft beschriebe- ne Entschuldigungsmechanismus, der in Gang gesetzt wird, um die Verantwortung für eigenes Versagen und Unterlassen abzuwälzen, lädt die Last zumeist auf anonyme Fremdinstanzen ab: Schuld sind die schlechten Gene, die schwere Kindheit, der negative Einfluss der Umgebung oder die krankmachende repressive Gesellschaft. Nicht zuletzt die Medien und ihre Art der Berichterstattung über echte oder vermeintliche Skandale werden von den Techniken der Selbstentlastung als willkommene Adressaten benutzt, um persönliche Schuld zu entsorgen. (...)

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Veröffentlicht

2011-06-01

Ausgabe

Rubrik

Communicatio Socialis 1968-2013